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Sternschnuppen fotografieren

Fast jeden Sommer gibt es die paar Nächte, für die halbwissende Journalisten im Sommerloch groß verkünden: Bleiben Sie wach, schauen Sie nach oben und Sie werden hunderte Sternschnuppen sehen. Pustekuchen! Dass bei unserer Lichtverschmutzung durch die Dauerbeleuchtung in den Städten besonders viel vom Sternenhimmel zu sehen ist, ist ein romantisches Verhältnis. In unseren Breiten kennen wir in der Regel keinen echten Sternenhimmel mehr. Wäre es wirklich einmal ganz Nacht, könnten wir unsere Hände zwar nicht mehr wirklich sehen, aber dafür auch die angekündigten 100 Sternschnuppen pro Stunde oder die Milchstraße:

Ich habe mit meiner Canon EOS 600D auch probiert, einen passablen Sternenhimmel mit ein paar Sternschnuppen einzufangen, doch mein Standort etwas außerhalb von Passau war nicht ganz ideal und es war etwas diesig. Wie bin ich beim Fotografieren vorgegangen? ISO 800 (bei der Kamera bekommt man sehr leicht ein Rauschen), Blende auf maximale Öffnung 2.8 bei einem Tamron Objektiv und Belichtungszeit zwischen 25 und 30 Sekunden. ISO hätte ich wohl noch etwas erhöhen können. Fokus fast bis auf unendlich stellen und Brennweite bei der kleinsten Größe belassen. Es sollte nur mittels Fernauslöser oder mit Selbstauslöser 2 bzw. 10 Sekunden fotografiert werden. Bildstabilisatoren und Autofokus beim Objektiv deaktivieren. Und immer in RAW fotografieren!

Die Hauptarbeit kommt danach: Bearbeitung der Bilder in Lightroom (6) ohne CC. Ich würde jedem empfehlen, Dehaze als zusätzliches Plugin für Lightroom herunterzuladen und zu installieren. Damit lässt sich relativ viel von unklarer Luft entfernen, dafür wird das Rauschen etwas mehr. Den Weißabgleich richtig zu einzustellen, ist eine eigene Kunst für sich. Ich habe versucht immer etwas mehr Blauanteil zu geben und gelbe wie orange Anteile von der Sättigung runterzudrehen. Die Belichtung sollte 1,5 oder verzweifacht werden, der Kontrast nahe an 100%, damit Strukturen wie die Milchstraße erkennbar werden. Sofern Dehaze installiert ist, fast auf maximal hochgehen. Das Feintuning geschieht mit den verschiedenen Helligkeitsreglern, der Klarheit, etwas Sättigung und letzten Endes der Rauschentfernung. Ob eine Profilkorrektur des Objektivs wirklich nötig ist, muss ausprobiert werden – in der Regel zerschießt es die Bilder dabei etwas.

Ein paar Sternschnuppen konnte ich leicht einfangen und nicht jedes Foto ist optimal – es muss also viel experimentiert werden. Ich empfehle eine Kamera, die es erlaubt, den ISO sehr weit nach oben zu setzen ohne größeres Rauschen zu verursachen. Wer wirklich Astrofotografie betreiben möchte, muss sich ein parallaktisches Stativ mit Go-To, automatischer Nachführung, Motor, Akku etc. zulegen. Dann wird es auch erst richtig interessant, wenn größere Objektive vor die Kamera kommen 😉

Benjamin Hartwich

Benjamin Hartwich, M.A. Medien- und Kommunikationswissenschaften. Privat betreut er mehrere Webprojekte, bloggt und podcastet. In seiner Freizeit gestaltet er seinen eigenen Webradiosender. Mit 14 Jahren hat er ein Schulradio in Augsburg aufgebaut. Neben dem Studium arbeitete er 6 Jahre beim Campusradio Campus Crew als Moderator, Technikleiter, Musikchef und Programmchef mit.

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