Sicher vernetzen

Soziale Netzwerke und generell leicht zu bedienende Vorgänge im Web sind Schuld daran, dass viele ihren Kopf etwas abschalten: Wenn es nur ein Button ist, der gedrückt werden muss, dass das passiert, was ich möchte, was kann daran schon verwerflich sein?!

Den vielen Netzenthusiasten unter euch, die bisher etwas unbedarft durchs Netz streifen, möchte ich nun ein paar hilfreiche Tools zum täglichen, sicheren Surfen mit dem eigenen Browser (hier meist Chrome oder Firefox) mit auf dem Weg geben, in der Hoffnung, dass erst der Kopf kommt und dann vielleicht der Klick auf einen tollen Button, der ja so vieles ganz leicht möglich macht. Es sind schließlich eure Daten und nicht zu vergessen: Eure Zeit, die beim Neuaufsetzen eines Rechners verloren geht, da man unbedacht auf alles geklickt hat oder es ist einfach nur peinlich, wenn auf der eigenen Facebook-Pinnwand ein dubioses Video landet, weil man auf einen Link hereingefallen war.

Eines gleich vorweg ohne es groß zu begründen und zu beweisen: Den Internet Explorer zu verwenden ist gleichzusetzen mit dem Verwenden von dem alten, einlagigem Hakle-Klopapier. Dieser Browser ist unsicher, zeigt die meisten Websites falsch an oder lässt sie nicht richtig funktionieren. Also bitte Hände weg!

Ein sicherer PC, d.h. regelmäßige Updates des Systems und der Programme – ja auch der Browser – sowie ein gutes Virenprogramm (Kapersky, Sophos, Avira) sind Grundvoraussetzung!

Völlige Sicherheit im Netz wäre rein logisch mit folgenden drei Dingen zu gewährleisten:

  • Sicherer Kommunikationsweg (Verschlüsselte Übertragung => https://)
  • Gesicherte Daten (= verschlüsselte Daten)
  • Vertrauenswürdige Vermittler (z.B. Mail-Provider)

Zwei Dinge lassen sich auf jeden Fall umsetzen: Vertrauenswürdigkeit feststellen und sicherer Kommunikationsweg. Das dritte eher nur, wenn man viel Zeit aufwendet und wirklich vollkommen sicher gehen möchte. Ebenso zu bedenken ist von vornherein: Kein Tool ersetzt das eigene Denken und das genaue Lesen.

1. Sicherer Kommunikationsweg

Bei jeder Registrierung / Anmeldung oder generell bei jedem nennenswertem Datenaustausch, z.B. im Sinne von Passwörtern oder persönlichen Daten, sollte im Browser immer ein https:// vor dem www stehen. Das garantiert, dass die Daten verschlüsselt übertragen werden, also nicht lesbar, wenn der “Internetverkehr ausgelesen werden sollte”. Außerdem garantiert es eine gewisse Vertrauenswürdigkeit des jeweiligen Anbieters. Das stellen so genannte Zertifikate sicher, die bei näherer Betrachtung den Namen des Inhabers nennen. Einfach einmal auf das Symbol neben https:// in Chrome oder auf den farbig unterlegten Bereich bei Firefox klicken.

2. Meine Daten, mein Vertrauen

In diesem Unterpunkt werde ich nun mehrere Tools aufzählen, die sich auf jeden Fall lohnen werden zu installieren.

2.1 WOT

Typische Situation in Facebook: Du willst wissen, wer auf den Profil geklickt hat, dann klick hier oder Coole Partychicks halbnackt beim Tanzen. Wer auf derartiges klickt, wird sich sehr über eigenartige Posts auf der eigenen Pinnwand wundern oder über verwirrte Antworten von Freunden, die im eigenen Namen angeschrieben wurden, ohne dass das gewollt war. Um frühzeitig zu erkennen, welche Links gut und welche nicht vertrauenswürdig sind, gibt es WOT. Das zeigt neben jedem Link die Benutzerbewertung von Websiten in mehreren Kategorien (Jugendschutz, Datenschutz, Vertrauenswürdigkeit etc.) an.

WOT ist für mehrere Browser verfügbar.

2.2 Werbung und Popups blocken

Werbebanner sind nervig und verleiten gerne zu einem Klick. Zum Abschalten dieser und dem neutralen Surfen gibt es Adblock Plus.

Adblock Plus ist ebenfalls für mehrere Browser verfügbar.

2.3 Lass dich nicht tracken

Facebook und Co. sind sehr aggressive Datensammler. Einerseits stöbern sie gerne mit, wenn bei offenem Facebook-Fenster noch weitere Webseiten geöffnet sind, andererseits werden durch Gefällt mir- oder Empfehlen-Buttons immer ungewollt Daten an Facebook übermittelt, auch wenn Facebook gar nicht aufgerufen ist. Um das zu unterbinden, gibt es verschieden starke Abwehrfunktionen. Die einfachste und für den Otto-Normal-Verbraucher am besten zu bedienende ist Disconnect. Das kleine Addon verhindert dieses Tracken und läuft unbemerkt im Hintergrund.

Disconnect ist in mehreren Versionen verfügbar.

Wer wissen möchte, welche Trackingtools auf Webseiten installiert sind, die herauszufinden sollen, aus welchem Land, mit welchen Browser, unter welchem Betriebssystem etc. auf die Seite zugegriffen wird, der kann das mit Ghostery sichtbar machen. Dieses Tool funktioniert mit mehreren Browsern, wobei Firefox den Vorzug bietet, dass manche Skripte schon von vornherein geblockt werden können.

Ghostery ist für mehrere Browser verfügbar.

Die krasseste und damit “sicherste” Variante ist No Script, das jegliche “bösen” kleinen Programme auf Webseiten blockt, darunter Facebook Buttons, Fanseiten-Einbindungen etc. Dieses Tool wird leider fast jede Seite unbesuchbar machen, da heutzutage auf fast jeder Seite irgendein Tool läuft, das leider zu viel von uns Besuchern möchte. Es ist daher mit hohem Verwaltungsaufwand verbunden.

No Script gibt es nur für Firefox und ist hier verfügbar.

2.4 Kekse sind zum Essen da

Wer gerne lästige kleine Dateien vermeiden möchte, die z.B. Amazon oder andere Anbieter auf dem PC zwischenspeichern, um z.B. beim erneuten Aufruf der Seiten die zuletzt aufgerufenen Produkte anzeigen zu können, dem empfehle ich BetterPrivacy, das bisher leider nur für Firefox verfügbar ist. Dieses Tool bringt allerdings auch etwas Verwaltungsaufwand mit sich, da es durch das Blockieren von Cookies dazu führen kann, dass Seiten nicht mehr aufgerufen werden können oder bestimmte Funktionen auf Webseiten nicht ausgeführt werden können.

BetterPrivacy ist hier verfügbar.

In diesem Sinne: Hirn ein und dann viel Spaß beim Surfen! Nicht vergessen: Mach es analog, wenn es analog geht 😉

Benjamin Hartwich

Benjamin Hartwich, M.A. Medien- und Kommunikationswissenschaften. Privat betreut er mehrere Webprojekte, bloggt und podcastet. In seiner Freizeit gestaltet er seinen eigenen Webradiosender. Mit 14 Jahren hat er ein Schulradio in Augsburg aufgebaut. Neben dem Studium arbeitete er 6 Jahre beim Campusradio Campus Crew als Moderator, Technikleiter, Musikchef und Programmchef mit.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Stefan

    Ich werde BetterPrivacy auf jeden Fall mal testen. Es sammelt sich unfassbar viel Müll im Broweser an und verlangsamt das Surfen dazu noch unnötig. Es reicht schon, dass man von Facebook ausspioniert wird. Wo es sich umgehen lässt sollte man es aber auch tun.

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