Liebe MuKler,

…vielleicht mal ein paar Einschätzungen zum Thema “Oh mein Gott, es werden keine Veranstaltungen angeboten, Weltuntergang” von jemandem, der das Theater nun seit 5 Jahren mitmacht.

Dass das jetzt passiert, war nur eine Frage der Zeit und hängt auch mit dem Neubau des ZMK zusammen. Denn wer sich auf die Fahnen schreibt, hier eine crossmediale, technisch hochausgestattete Ausbildung liefern zu können, aber schlichtweg das gesamte Studium vom Konzept der Lehrveranstaltungen her nie darauf ausgelegt war und auch das Personal nicht vorhanden ist – ganz ehrlich: Wen wundert das?

Es muss zum Bruch kommen! Und seht es mal so: Es besteht die Chance, dass sich was bessert, neu aufgebaut werden kann, umstrukturiert wird und das ist bitter nötig. Gerade, wenn es diese crossmediale Ausbildung weiterhin geben soll und sie vielleicht sogar verbessert werden kann, z.B. durch mehr Lehrpersonal. Und das brauchen wir! Sonst war das ZMK für die Katz.

Das wichtigste an der Sache ist: Was WIR als Studenten daraus machen und da muss ich sagen, wurde Faulheit in unserem Studium nie wirklich bestraft.
Keiner von uns muss in 6 Semestern durchhetzen und kein Arbeitgeber wird das schlimm finden, wenn es 7 Semester im Bachelor waren. Aber was wird ein Arbeitgeber schlimm finden? Wenn du nicht weißt, was ein Content Management System ist und nicht damit umgehen kannst, wenn du keine Arbeitsproben aus irgendeiner Mediensparte vorweisen kannst, wenn du irgendwas mit Medien gemacht hast, aber nicht einmal in einer Sparte in der Tiefe Erfahrungen gesammelt hast, wenn du SPSS vom Namen kennst, aber bis auf Häufigkeiten nichts auswerten kannst etc.

Daher bedenkt auch mal die andere Seite – nämlich uns – und wenn wir jetzt schon vor politischem Krach stehen, den wir weder austragen können noch möchten, dann lasst uns doch tolle Projekte außerhalb der Seminare umsetzen. Bloggt, podcastet, dreht Filme, schreibt, macht einfach was – zusammen. Denn eines ist wohl auch klar: Wir können uns jetzt alle an den runden Tisch setzen, meckern, fluchen und diskutieren, aber wir entscheiden nichts. Wir können nur unter Beweis stellen: “Wir wollen was mit Medien machen und verdammt, wir haben das drauf, wir haben Bock drauf. Also kümmert euch um uns!”

Es wird langsam echt Zeit, dass sich diese Mentalität von der Mehrheit etwas wendet.

So lasst uns doch statt Sorgenmacherei die Zeit sinnvoller nutzen und das geht auch in Passau. Nicht für jeden Medienkack braucht es Berlin, München oder New York. Das kann ich nach 5 Jahren MuK in Passau nur wärmstens empfehlen. In diesem Sinne: Go for it!

Benjamin Hartwich

Benjamin Hartwich, M.A. Medien- und Kommunikationswissenschaften. Privat betreut er mehrere Webprojekte, bloggt und podcastet. In seiner Freizeit gestaltet er seinen eigenen Webradiosender. Mit 14 Jahren hat er ein Schulradio in Augsburg aufgebaut. Neben dem Studium arbeitete er 6 Jahre beim Campusradio Campus Crew als Moderator, Technikleiter, Musikchef und Programmchef mit.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Lisa Kohn

    In zwei Jahren Uniradio mehr gelernt als in allen Seminaren zusammen. Nämlich: Mit anderen Menschen arbeiten (auf die man sich nicht immer verlassen kann), recherchieren, organisieren, planen, sprechen, moderieren, texten, schneiden, Interviews führen. Nicht immer alles gut gemacht und nicht immer alles einfach gewesen – im Gegenteil. Aber die Zeit in Passau ohne Campuscrew, ohne all die Vielfalt, die studentische Hochschulgruppen bringen, wäre nicht halb so viel Wert gewesen. Und tja, von den Seminaren ist vermutlich tatsächlich dann am meisten hängen geblieben, wenn ich mir etwas selbst erarbeitet habe. SPSS zum Beispiel. Wie das? Ich hab ein Buch gelesen. Es braucht nicht für alles ein Seminar.

  2. Nico

    Ich gebe dir in Teilen durchaus Recht…Aber trotzdem sollte die Möglichkeit da sein die Seminare zu belegen, die man auch gerne belegen möchte! Bei unserem Studium führt kein Weg dran vorbei, sich auch außerhalb des normalen Studiums mit der “MuK-Materie” auseinanderzusetzen. Trotzdem muss die Möglichkeit da sein das Studium in der Regelstudienzeit einigermaßen komfortabel durchzubringen. Zeitlich wär das eh kein Problem, weil wir eh nur sooooo wenige SWS haben. Irgendwann hat das auch nichts mehr mit Mentalität zu tun, wenn Veranstaltungen auf eine so unfaire Weise vergeben werden. Was es braucht, ist eine angepasste Studienordnung und vorallem besseres Ressourcenmanagement. Dann gibt es halt einfach keine Veranstaltungen mehr mit 15 Leuten.- Auch wenns schön war …. Bologna lässt grüßen 😉

    Aber wenn es an Personal und Geld mangelt, darf man halt nicht – wie in diesem Semester – 150 neue Studenten zulassen. Die wirklich großen Probleme kommen erst noch…

    1. Benjamin Hartwich

      Um nochmal klar zu stellen: Es geht nicht nur um selbstständige Bildung, sondern darum das Wissen anwenden zu wollen und das vermisse ich oft. Die Probleme in MuK jetzt sind nicht sooo krass schlimm geworden. Ich finde es überhaupt erstmal schlimm, dass die Politik zwischen Hohlfeld und Unileitung auf unseren Schultern ausgetragen wird und wir uns da auch leicht instrumentalisieren lassen. Prof. Hohlfeld in allen Ehren, aber vom Abgeben der Studiengangsleitung bis zu diesem Schritt: Hier wird Politik gemacht und wir sind die Schachfiguren.
      Sich zu rühren und zu sagen “Nein, so nicht!” ist notwendig und richtig, ja. Nur es gibt im Moment keine weiteren Lösungsmöglichkeiten für mehr Seminare und das Uniweit – genauso wie es in den letzten Jahren für Leute mit Abiturschnitt über 2,0 kaum Chancen auf einen Medizinstudienplatz gibt. Das ist halt die Situation, uniweit. Daher mein Artikel: Lasst uns das Semester mal anders nutzen: Nicht nur protestieren, sondern gemeinsam die Lehre anwenden, im ZMK arbeiten, senden, schneiden etc. Dafür ist es da. Nicht alles, was man macht, braucht ECTS-Punkte. Manche Dinge, die nicht vergütet werden, rechnen sich später um das Dreifache – das sind nicht meine Worte, sondern die der erfolgreichsten Medienmacher in Deutschland.
      Lange Rede, kurzer Sinn: Wer sich über fehlende Seminare beschwert, sollte sich auch mal fragen, ob die Art der Seminare (Referate bis zum Erbrechen) wirklich einen Protest nach mehr Seminaren statt nach einem Protest für bessere Seminare verlangen. Wer Geld will, muss erstmal Strukturen schaffen, die es rechtfertigen. Existieren diese wirkllich in MuK? Hand aufs Herz! Warum wird eigentlich dazu kein Wort im Brief verloren?
      Ich weiß das aus Erfahrung, dass gute Konzepte Geld liefern, sonst hätte ich der Uni nicht fast 20.000€ an Fördergeldern für das Uniradio abknöpfen können und um das auch mal klar zu sagen, weil viele Neue das nicht wissen können: In den letzten Jahren wurde MuK von der (alten) Unileitung mit sehr vielen Mitteln unterstützt. Dass jetzt das Geld knapp wird, ist ein Systemproblem.
      In diesem Sinne: Lasst euch bitte nicht ganz so sehr instrumentalisieren, denn am Ende entscheidet nicht, welches Seminar du gewählt hast, sondern was du mir an Arbeitsproben und Können liefern kannst. Die Theorie, die wir dabei lernen, ist wichtig, aber streckenweise auch viel zu oberflächlich oder warum schimpfen die meisten über Medienethik, sobald es mal um richtige Geisteswissenschaft geht? Das sind halt so paradoxe, scheinheilige Momente – sorry.
      Mein Rat für den Studienfortschritt: nehmt andere Profilmodule (Wirtschaft, Recht, Informatik). Damit werdet ihr tausendmal mehr anfangen können. Nicht weil es einfacher ist, sondern weil es euch eher dazu animiert, das anwenden zu wollen. Ich spreche auch hier aus Erfahrung.

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