Kritik an der Wissensgesellschaft

„Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ – Sokrates

Dieser Satz stellt einen Umbruch für das Denken in der Antike und im entstehen-den Europa dar. Knapp 400 Jahre brauchte es, um vom „Mythos zum Logos“ zu gelangen. Während man bei Homer im 8. Jahrhundert vor Christus noch Götterglauben, Heldensagen und mythischen Zauber findet, vollzieht sich spätestens mit Sokrates eine Wende zu den Dingen auf der Erde, auf das Menschliche. Was kann ich mit meinem Verstand erfassen und was ist der wahre Kern hinter allem? Das sind die grundlegenden Fragen, die sich bei Platon wiederfinden, vor allem die Begriffe der Wahrheit und der Erkenntnis stehen hier im Vordergrund. Mit dem Höhlengleichnis liefert er uns eine Geschichte, die das Problem um Verstehen und Wahrheit karikiert.

Sokrates Erkenntnis über das Wissen stellt auf der anderen Seite eine grundlegende Philosophie dar, die einer ersten Aufklärung gleichkommt. Die Einsicht, nichts zu wissen, da die Umwelt viel zu komplex ist, ist Ausdruck eines gebildeten Menschen, der erkannt hat, dass es auch gar nicht notwendig ist, alles zu wissen, weil unser Verstand nur begrenzt ist und alles weitere bei anderen (göttlichen) Mächten liegt. Dieses Denken ist bis heute nicht veraltet oder überholt; in den Naturwissenschaften – gerade in der Physik und Astronomie – lernt man sehr schnell die von Sokrates gemeinten Grenzen kennen, die uns auch Albert Einstein in seinem vielzitierten Satz „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt“ wieder ins Gedächtnis gerufen hat.

Und doch ist Wissen vor allem Alltags- oder Fachwissen, grundlegend für unsere heutige Gesellschaft. Die letzten Änderungen im deutschen Bildungssystem sind Indizien dafür: G8 und die Neuordnung fast aller Studiengänge in Bachelor und Master zeigen das Wesen der Wissensgesellschaft sehr gut. Die Zeit wird immer mehr das Entscheidende; es muss schneller gehen und gleichzeitig mehr und besser gelernt werden. Aber Bildung braucht mehr Zeit als in den neuen Systemen veranschlagt….

Weiterlesen: Download PDF

Spende: 

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk bzw. Inhalt steht unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz

Benjamin Hartwich

Benjamin Hartwich, M.A. Medien- und Kommunikationswissenschaften. Privat betreut er mehrere Webprojekte, bloggt und podcastet. In seiner Freizeit gestaltet er seinen eigenen Webradiosender. Mit 14 Jahren hat er ein Schulradio in Augsburg aufgebaut. Neben dem Studium arbeitete er 6 Jahre beim Campusradio Campus Crew als Moderator, Technikleiter, Musikchef und Programmchef mit.

Schreibe einen Kommentar