Braucht es noch ein Fernsehpublikum?

Nein.

Es waren einmal ein Facebook-Post und seine Kommentare:

Erkenntnis des Tages: Das #Publikum im #Fernsehen nervt und gehört abgeschafft.

Felix: Bei welcher Gelegenheit?

Ich: Bei allen Fernsehshows.

Felix: Nein, ich mein, was hat Dich heute zu der Überzeugung gebracht?

Ich: Es war wohl eine dieser Abendshows im BR beim Durchzappen.

….

Felix: Nur weil Dir das Publikum mit seinem Geklatsche die Musikantenstadel-Nummern stört. Gibs doch zu.

Ich: Nein mich stört diese Situation, dass 100 Leute beobachten, was 4 Leute auf der Bühne machen und man als Fernsehzuschauer genau das beobachtet.

Felix: Viewing the viewers viewing – interessanter Gedanke. Aber ist das nicht das Herz einer Live-Show? So dieses simulierte “Ich bin auch dabei auch wenn ich alleine zu Haus sitz”? Die Frage ist doch inwiefern sich die Publikumsdynamik da auch auf den Zuschauer überträgt.

Ich: Aber ist das Dabeisein bei einem Abendrumgealber von Promis noch zeitgemäß?

Ten: Aber hey, daran merke ich immer, dass da auch nur ganz normale Menschen sind, und fühle mich dann gleich viel besser. Außerdem kann man dann den Helden in der Bildröhre endlich mal nah sein! Fernsehen ist super! (Gott ich muss gleich kotzen)

Felix: Hmm natürlich ist das immer auch eine Frage des Fernsehpublikums denk ich – Wetten Dass würde ohne die Live-Atmo z.B. schlecht funktionieren oder Wer wird Millionär? Wenn das cheesy ist, dann frag ich mich, was sind die Alternativen? (Abgesehen davon dass die erwähnten Shows an sich schon cheesy sind, aber der Zuspruch berechtigt die Existenz)

Ich: Naja der Zuspruch kommt von den ganzen älteren Leuten, die halt nichts besseres am Abend zu tun haben, als sich die Augen rauszuglotzen und dann gemütlich in den Vorschlaf zu verfallen, aber das ist halt glaube ich so mit meiner Generation nicht mehr der Fall. Auch das Fernsehen ist an sich eine Institution, doch auf Institutionen geben junge Leute nicht mehr so viel Wert, weil sie was viel besseres gefunden haben: Lifestyle. Und Abendshows sind kein Lifestyle, sondern Beschäftigungsstyle. So auch mein Eindruck durch die soziologische Beschäftigung mit meiner BA-Arbeit. Sieht man ja z.B. auch den Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern: Scheiß auf Christkind, wo ist die nächste Party. Und die Alten sind halt die Mehrheit…

Felix:  Hmmm ich weiß nicht so recht, ich weiß nicht, ob mit den Alten das Live-Publikum aussterben wird. Das ist in bestimmten Situationen doch ein zu guter Identifikationsfaktor, wenn man andere Leute sieht, die bei etwas genauso mitfiebern wie man selber, rein psychologisch. Aber natürlich wird es bestimmt in Zukunft verschiedene neue Formate geben, auch ohne Publikum, wenn es so besser geht.

Benjamin Hartwich

Benjamin Hartwich, M.A. Medien- und Kommunikationswissenschaften. Privat betreut er mehrere Webprojekte, bloggt und podcastet. In seiner Freizeit gestaltet er seinen eigenen Webradiosender. Mit 14 Jahren hat er ein Schulradio in Augsburg aufgebaut. Neben dem Studium arbeitete er 6 Jahre beim Campusradio Campus Crew als Moderator, Technikleiter, Musikchef und Programmchef mit.

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